Dieser Artikel befasst sich mit dem aktuellen rechtlichen Rahmen der europäischen Taxonomie. Ziel ist es insbesondere die Green Asset Ratio (GAR) anhand der Jahresabschlüsse der größten europäischen Banken zu untersuchen, um zu verstehen, wie sich die europäische Wirtschaft in Bezug auf die Taxonomie-Verordnung verändert.
Um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu unterstützen, der durch das Pariser Klimaabkommen und die UN-Agenda 2030 vorangetrieben wird, ist im Juni 2020 die EU-Verordnung 2020/852 über die europäische Taxonomie in Kraft getreten.
Die Taxonomieverordnung ist ein Klassifizierungssystem, das anhand wissenschaftlicher und einheitlicher Kriterien verschiedene Wirtschaftstätigkeiten als ökologisch nachhaltig identifiziert.
Ab dem 1. Januar 2024 sind die größten europäischen Banken verpflichtet die Green Asset Ratio - den Anteil der Taxonomie-konformen Anlagen - in ihren Säule-3-Berichten zu messen und zu melden.
Eine Tätigkeit gilt als Taxonomie-konform, wenn sie einen wesentlichen Beitrag zu einem der sechs Ziele der EU-Verordnung leistet und gleichzeitig die übrigen Ziele nicht negativ beeinträchtigt (gemäß dem sogenannten "Do No Significant Harm"- oder "DNSH"-Kriterium).
Im Moment wird die Übereinstimmung mit der Taxonomie nur in Bezug auf die ersten beiden der sechs Ziele berichtet:
Die für die Berechnung des Zählers im Green Asset Ratio berücksichtigten Vermögenswerten sind:
Abbildung 2 zeigt für jedes Organ den prozentualen Anteil der Taxonomie-fähigen (eligible) und Taxonomie-konformen (aligned) Vermögenswerte auf der Grundlage der von der EU vorgegebenen Kriterien.
Es zeigt sich die Heterogenität der Taxonomie-fähigen und Taxonomie-konformen Vermögenswerte innerhalb des europäischen Rahmens der Banken.
In der nächstne Analyse wird die gesamte Stichprobe als eine einzige Bank betrachtet und die Nenner, die Taxonomie-fähigen sowie die Taxonomie-konformen Aktiva der einzelnen Institute, in einer einzigen Einheit zusammengefasst.
Abbildung 3 zeigt, welche Komponenten am meisten zum prozentualen Anteil der Taxonomie-fähigen und Taxonomie-konromen Vermögenswerte (GAR) beitragen.
Das Diagramm veranschaulicht die Aufschlüsselung der zulässigen Bestände in der Spalte "Total" auf alle analysierten Banken: Taxonomie-fähig in Blau und Taxonomie-konform in Orange.
Der Gesamtbetrag gliedert sich in seine Hauptbestandteile, die sich aus finanziellen Unternehmen (financial corporations), nichtfinanziellen Unternehmen (non-financial corporations) und durch Wohnimmobilien besicherten Krediten (Loans colleterated by residential immovable property) zusammensetzen[4].
Abbildung 3 zeigt die Schlüsselrolle von Krediten, die durch Wohnimmobilien besichert sind. Einerseits stellen sie zweifellos die größte Komponente in Bezug auf die Taxonomie-fähigen Vermögenswerte dar und können einen sehr erheblichen Einfluss auf die gesamte GAR haben.
Auf der anderen Seite ist der Anteil der Taxonomie-konformen Vermögenswerte an den anrechenbaren Vermögenswerten relativ gering (6,4 % Prozent gegenüber beispielsweise 25,8 % für nichtfinanzielle Unternehmen, die der NFRD unterliegen).
Diese Eigenschaften machen Wohnimmobilienkredite zu einem attraktiven Hebel für Investitionen, um die Gesamt-GAR der Banken zu verbessern (und um damit auch die Öffentlichkeit zu motivieren, nachhaltige Investitionen zu priorisieren).
Der geringe Anteil der Taxonomie-konformen (aligned) Wohnimmobilien[5] im Vergleich zur Gesamtzahl der Taxonomie-fähigen Immobilien ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
Um den Anteil der Taxonomie-konformen Immobilien zu erhöhen, was sich positiv auf die Gesamt-GAR der Banken auswirkt, können auch folgende Maßnahmen durchgeführt werden, die sich in erster Linie auf neue Hypotheken, aber auch auf das Bestandsportfolio beziehen:
Der europäische Regulierungskontext wird in Bezug auf die Energiewende und grüne Richtlinien ständig aktualisiert; zuletzt stellte die EU-Richtlinie 2024/1275 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden den Immobilienmarkt und den damit verbundenen Finanzmarkt vor neue Herausforderungen.
Wie in der vorherigen Analyse zu sehen ist, ist das Segment der Kredite auf Immobilienvermögen die Hauptkomponente des Anteils der Taxonomie-fähigen (eligble) und Taxonomie-konformen (aligned) Aktien der GAR. Die strategische Bedeutung dieser Daten ist daher für Banken von grundlegender Bedeutung, um zu verstehen, welche Hebel zur Optimierung der Taxonomie-Ausrichtung angesetzt werden müssen.
Die Datenaufbereitung von Informationen aus Energieausweisen und die Durchführung von physischen Risikobewertungen der Immobilie spielen daher eine Schlüsselrolle bei der Optimierung der GAR.
Neben der Optimierung des GAR dienen diese Informationen auch als wertvolles Business-Tool für Banken. Durch die Analyse einer Stichprobe von über 10.000 Taxonomiebewertungen, die von CRIF und RED für Wohnimmobilien durchgeführt wurden, können vier Hauptsegmente identifiziert werden (Abbildung 4).
Banken können in diesen Segmenten Richtlinien zur Risikominderung und/oder zum Kreditwachstum umsetzen und so erhebliche Geschäftsvorteile erzielen.
Abgesehen von dem Segment der Immobilien, die bereits grün sind, d. h. diejenigen, die auf der Grundlage der gesammelten Informationen den europäischen Taxonomie-Kriterien entsprechen und 15-20 % der analysierten Immobilien ausmachen, könnten die Banken die folgenden strategischen Maßnahmen für das verbleibende Portfolio umsetzen:
Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines sorgfältigen Vorgehens bei der Sicherung des Energieausweises (EPC) und der Bewertung des physischen Risikos im Rahmen des Kreditgenehmigungsverfahrens.
Dieser Ansatz kann Banken effektiv dabei helfen, erhebliche Vorteile zu erzielen, darunter eine optimierte GAR, eine erleichterte Geschäftsentwicklung und ein verbessertes Kreditrisikomanagement. Darüber hinaus stellt dieser Ansatz die Einhaltung der europäischen Standards für ökologische Nachhaltigkeit sicher.
Den Originaltext (in Englisch) lesen Sie auf crif.com (Englisch): An Overview of European Banks' Green Asset Ratio Disclosure for 2024